Mild, blumig, würzig - der Geschmack von Honig
Kein Honig schmeckt wie der andere - jede Sorte bringt ihre eigenen Eigenschaften mit sich. Wie Du Geschmack, Farbe & Co. künftig professionell beschreiben kannst, lernst Du mit ein paar Tipps und Tricks für angehende Honig-Sommeliers.
Die Qual der Wahl oder: die Geschmacksvielfalt von Honig
Egal, ob Du vor dem Regal im Supermarkt stehst oder durch die Suchergebnisse der Honige aus Deiner Region scrollst - das Angebot ist groß. Frühlingsblüten-, Buchweizen- oder doch lieber Lindenhonig? Noch größer als die Anzahl von Honigsorten ist nur die Vielfalt ihrer Geschmacksrichtungen. Genau wie Wein oder Käse kannst Du Honig verkosten - so merkst Du schnell, dass Honig viel mehr als nur “süß” ist. Am besten gelingt eine Verkostung mit dem passenden Vokabular, einer Prise Hintergrundwissen und, selbstverständlich, viel Übung. Bei so viel leckerem Honig, den es zu probieren gilt, sollte das aber keine besondere Schwierigkeit sein - Deiner Karriere als Honig-Sommelier steht also nichts im Weg.
Auf die inneren Werte kommt’s an: der Geschmack von Honig
Sammelausflüge für einzigartigen Honig
Kein Honig schmeckt wie der andere - selbst wenn er im gleichen Jahr von zwei benachbarten Bienenvölkern geerntet wurde, hat dennoch jeder sein einzigartige Aroma. Das hat eine ganz einfache Erklärung: Die Bienen haben den Nektar und Pollen für das flüssige Gold von unterschiedlichen Pflanzen gesammelt.
Abhängig vom Standort ihrer Beute haben die fleißigen Insekten stets eine andere Auswahl an Tracht - also an Blüten, von denen sie Nahrung sammeln können. Je nachdem, für welche Pflanzen sie sich auf ihren Sammelausflügen entscheiden, variiert der Geschmack des Honigs, den der Imker erntet. Während beispielsweise Buchweizenhonig in erster Linie herb und getreideartig schmeckt, ist Kleehonig fruchtig und weist oft ein leichtes Zimtaroma auf.
Doch Bienen beschränken sich bei der Nahrungssuche nicht nur auf eine einzige Pflanze, sondern fliegen die unterschiedlichsten Trachtquellen an. So findet sich so gut wie nie Honig, der ausschließlich von einer einzigen Pflanzenart stammt - er weist immer auch einige Beitrachten auf. Für uns ist das allerdings nur von Vorteil: Durch die Aromen, die all diese Pflanzen mit sich bringen, ist jeder Honig einzigartig.
Let’s get physical: Zusammensetzung von Honig
Doch nicht nur Trachten nehmen ihren Einfluss auf das Aroma von Honig - auch andere Inhaltsstoffe spielen eine wichtige Rolle. Zu gut 80 Prozent besteht das flüssige Gold aus Zucker, wobei es sich bei einem Großteil davon um die Monosaccharide Fructose und Glucose handelt. Enthält der Honig mehr Fructose als Glucose, so schlägt sich das auch in Geschmack und Konsistenz nieder, denn Fruchtzucker ist der süßere von beiden und sorgt darüber hinaus tendenziell eher für eine flüssige Konsistenz. Neben den Einfachzuckern beeinflussen aber auch verschiedenen Di- und Polysaccharide das Aroma.
Zu den weiteren Inhaltsstoffen des Honigs zählen neben Wasser auch drei bis vier Prozent Aminosäuren, Proteine, Enzyme, Vitamine und Mineralstoffe. In Waldhonigen findet sich außerdem oft ein gewisser Anteil an ätherischen Ölen, der ihnen den kräftigen bis herben Geschmack verleiht.
Du siehst: In der Welt des Honig gibt es viel zu entdecken. Welchen Honig wirst Du als nächstes verkosten?
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Tipps & Tricks für die perfekte Honigverkostung
Vorbereitung ist alles - das gilt auch für die Honigverkostung. Möchtest Du in den vollen Genuss der unterschiedlichen Geschmacksrichtungen von Honig kommen, gibt es ein wenig zu beachten: Rund eine halbe Stunde vor der Verkostung solltest Du Dich von starken Gerüchen und Geschmäckern fernhalten, um Deine Sinnesorgane optimal vorzubereiten. Aus diesem Grund empfiehlt es sich beispielsweise, vor der Verkostung nicht zu rauchen und sich nicht die Zähne zu putzen.
Auch bei Honig isst das Auge mit: Durch sein Aussehen lassen sich häufig schon Rückschlüsse auf seinen Geschmack ziehen. Dunkler Honig ist oft würzig bis herb, während hellere Honige sich eher durch ein zartes Aroma auszeichnen. Der erste Blick kann außerdem schon zeigen, ob das süße Gold eher flüssig oder cremig ist. Vielleicht ist er sogar schon fest geworden?
Als nächstes widmest Du Dich dem Geruch des Honigs. Um diesen besser wahrnehmen zu können, kannst du das Glas mit Deinen Händen etwas wärmen - so kann sich das Aroma besser entfalten. Was riechst Du? Erinnert der Duft Dich vielleicht an frisches Gras oder würdest Du ihn eher als karamellartig oder vielleicht sogar rauchig beschreiben?
Nimm Dir ruhig Zeit, den Geruch wahrzunehmen - er wird Dir später dabei helfen, die Aromen des Honigs besser zu unterscheiden. Grundsätzlich können wir nur sechs verschiedene Geschmacksrichtungen wahrnehmen - süß, sauer, salzig, bitter, umami und fettig. Diese werden häufig mit Hilfe bereits bekannter Geschmäcker beschrieben, z. B. durch den Vergleich mit Karamell, Minze oder Kaffee.
Behalte bei der Verkostung von Honig auch im Blick, dass er oft eine geschmackliche Entwicklung durchläuft. Was schmeckst Du, wenn Du ihn einen Moment im Mund behältst?
Wenn Du gerne noch einen Löffel des flüssigen Goldes probieren möchtest, empfehlen wir Dir ein Stück Weißbrot oder ein Glas lauwarmes Wasser. Sie können Geschmack neutralisieren und Dir so dabei helfen, den Honig noch einmal ganz von Neuem zu schmecken. Vielleicht entdeckst Du so ein ganz neues Aroma, das Dir bisher verborgen geblieben ist.
Das wichtigste an der Verkostung ist allerdings nicht, dass Du alle Aromen “richtig” herausschmecken kannst - so etwas braucht viel Übung. Vielmehr hoffen wir, dass es Dir Spaß macht, die unterschiedlichen Honige zu probieren!
Das nearBees Honigversprechen
Uns liegen eine transparente Herkunft von Honig sowie ein respektvoller Umgang mit Mensch, Tier & Natur am Herzen
Honig verkosten leicht gemacht
Vorbereitung ist alles
Halte Dich vor der Verkostung von starken Gerüchen und Geschmäckern fern
Das Auge isst mit
Beschreibe Farbe und Konsistenz des zu verkostenden Honigs
Immer der Nase nach
Beschreibe welche Noten Du im Honig erkennen kannst
Lass es Dir schmecken
Koste nun den Honig und lasse seine Geschmacksvielfalt auf Dich wirken
Das Aromarad: Hilfe bei der Geschmacksbeschreibung von Honig
Wenn Dir bei der Honigverkostung die Worte fehlen, dann keine Sorge: Dafür ist das Aromarad da! Obwohl es ursprünglich für die professionelle Honiganalyse entwickelt wurde, kann das Aromarad auch für den Laien hilfreich sein.
Bei der Beschreibung von dem, was Du wahrnimmst, brauchst Du keine komplizierten Fachbegriffe. Auch im Aromarad wird meist mit Vergleichen gearbeitet. Kleehonig beispielsweise erinnert mit seinem Geruch oft an frisches Gras, Obstblütenhonig riecht dagegen eher fruchtig. Viele Waldhonige dagegen verströmen einen eher würzigen bis rauchigen Duft. Woran denkst Du als erstes, wenn Du an Deinem Honig riechst?
Honige durchlaufen über die Zeit hinweg unterschiedliche Konsistenzen: Zuerst sind sie flüssig und werden dann fest, manche härten ganz aus. Rührt der Imker den Honig, kann er auch eine eher cremige Konsistenz aufweisen.
Das Mundempfinden hängt oft eng mit der Konsistenz des Honigs zusammen - flüssige Honige sind oft zart schmelzend oder samtig zu beschreiben. Cremige Honige dagegen haben oft eine leicht kristalline Struktur oder können als feinkörnig beschrieben werden. Feste Honige dagegen bilden größere Zuckerkristalle aus und fühlen sich daher eher sandig oder grobkristallin an. Vielleicht nimmst Du bei der Verkostung auch ein beinahe pelziges oder raues Gefühl wahr - dann spricht der Experte von einem adstringierenden Mundgefühl.
Honigqualität erkennen
Nun kommen wir zum Höhepunkt der Verkostung: dem Geschmack des Honigs. Ein einfacher Startpunkt ist es, die Süße zu beschreiben: Ist sie eher fein, betont oder schmeckt der Honig gar wie karamellisierter Zucker? Im Gegenteil dazu steht die Säure. Auch sie kann unterschiedlich stark ausfallen und so das Aroma maßgeblich beeinflussen. Doch es gibt noch viele andere Geschmacksrichtungen, die Honig annehmen kann. Manchmal weist er ein eher holziges Aroma auf - von frischem Holz bis rauchig ist hier alles vertreten. Andere Honige schmecken fruchtig oder sogar nach einer bestimmten Obstsorte wie Apfel oder Dattel. Dann wiederum gibt es pflanzliche Aromen - blumig oder an Gewürze erinnernd, malzig oder würzig.
Typisch Honig: So lassen sich die verschiedenen Sorten einteilen
Honig überzeugt durch seine geschmackliche Vielfalt - doch das ein oder andere Aroma ist besonders charakteristisch für Honig.
Milde Honige sind meist schon an ihrer Farbe zu erkennen: Oft handelt es sich um sehr helle Honige, manche sind sogar fast weiß oder transparent. Die Sorten haben allerdings gemein, dass sie durchweg sehr süß sind und einen feinen oder lieblichen Geschmack haben. Milde Honige bestehen fast ausschließlich aus Blütennektar - Beispiele sind Raps- oder Akazienhonig, aber auch Obstblütenhonig fällt häufig unter diese Beschreibung. Je nachdem, welche Pflanzen die Bienen besucht haben, kann milder Honig flüssig oder cremig sein.
Zu den würzigen Honigen zählen beispielsweise Linden- oder Waldhonig. Ihr Aroma weist in der Regel nur eine moderate Süße auf und wird in vielen Fällen auch als karamellartig oder fruchtig beschrieben. Ihr würziges Aroma haben sie meist der Mischung aus Blütennektar und Honigtau zu verdanken, die die Bienen auf ihren Sammelflügen finden konnten. Doch nicht nur ihr Geschmack, sondern auch ihre Farben fallen schon etwas kräftiger aus: Ihr Spektrum reicht von strahlend gelb bis hin zu hellen Brauntönen.
Herbe Honige erscheinen kaum süß, sondern sind bei Kennern oft wegen ihres malzigen, tannigen, manchmal sogar rauchig-bitterem Geschmack beliebt. Aufgrund ihrer hohen Anteile von Fructose und Melezitose bleiben die typischen Vertreter Tannen- und Edelkastanienhonig lange flüssig. Eine Ausnahme bildet der Heidehonig, der eher geleeartig ist. Passend zum Geschmack herber Honige ist auch ihre Farbe meist recht dunkel und kann sogar fast schwarz wirken.