Schotter"gärten"

Graue Steinwüsten statt blühende Bienen-Paradiese

Beispiel Schottergarten

“Im Grunde gibt es nur zwei Sorten Mensch: Solche, die Schottergärten nicht mögen, und solche, die sie anlegen”
- Biologe Ulf Soltau auf seinem Facebook-Blog

“Gärten des Grauens”: So bezeichnet Biologe Ulf Soltau Schottergärten. Auf seiner gleichnamigen Facebook-Satire-Seite prangert er regelmäßig die grauen Gärten an. “Grau” und “Garten” sind üblicherweise keine Worte, die man miteinander in Verbindung bringt. Denkst Du an einen Garten, kommt Dir wahrscheinlich eher ein grünes Stück Land mit bunten Blumen, blühenden Sträuchern und angepflanzten Obst und Gemüse in den Sinn. Ein Schottergarten ist allerdings das komplette Gegenteil. Die Flächen bestehen hauptsächlich aus Steinen, Schotter und Kies - Pflanzen sind kaum bis gar nicht zu finden.

besen icon

80% der Schottergärten-Besitzer geben Pflegeleichtigkeit als Hauptgrund für einen solchen Garten an. Allerdings ist eher das Gegenteil der Fall: Algen, Laub und Unkraut sorgen für einen hohen Arbeitsaufwand.

warndreieck icon

In Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt sind Schottergärten ausdrücklich verboten. Die meisten anderen Bundesländer verweisen auf ihre Landesbauordnungen, die vorschreiben, dass freie Flächen zu begrünen sind.

blume icon

Ein Steingarten ist kein Synonym für einen Schottergarten. Bei einem Steingarten steht immer noch die Vegetation im Vordergrund und diese kann ein wahres Paradies für Wildbienen sein.

Alles andere als bienenfreundlich

Grauer Kies, statt bunte Blumen, Eintönigkeit statt Individualität: Schottergärten nehmen nicht nur den Charakter ganzer Siedlungen oder Ortschaften, sie schaden vor allem unseren fleißigen Bienen. Schottergärten beheimaten so gut wie keine Pflanzen und bieten deshalb auch keine Nahrung für Bienen und andere Insekten. Noch schlimmer: Wenn sich die Steine zusätzlich stark aufheizen, können sie sogar tödlich für Insekten enden. Aufgrund des Klimawandels, invasiven Schädlingen und Pestiziden sind Bienen besonders auf unsere Unterstützung angewiesen. Mit einem pflanzenreichen Garten können wir den Bienen Lebensraum bieten und dem Artensterben entgegenwirken. Wenn Du dich nun fragst welche Pflanzen sich dafür am besten eignen, les Dir gerne unseren Blogbeitrag “Bienenfreundliche Bepflanzung” durch.

Schottergarten

Steinweg in der Natur

Auch die Umwelt leidet

Schottergärten machen der Biene zu schaffen. Doch auch die Umwelt, die Natur und indirekt auch wir Menschen leiden unter den steinigen Vorgärten. Schotterflächen können Regenwasser beispielsweise kaum speichern: Dadurch erneuert sich das Grundwasser schlechter, die Bodenfruchtbarkeit unter der versiegelten Fläche geht verloren und Hochwasser wird begünstigt. Schottergärten haben außerdem keine Filterfunktion und können somit nicht zu einer besseren Luftqualität beitragen. Im Gegenteil: Durch sie reichern sich Staub und Stickstoffdioxid an. Nicht nur den Insekten wird die Hitze zum Verhängnis - die unerträglichen Temperaturen der Steinflächen im Sommer, der fehlende Schatten und die mangelnde Verdunstungskälte durch Pflanzen verschärfen das Klimaproblem. Zu guter Letzt wird auch noch der Lärm der Autos verstärkt, da dieser ohne Pflanzen im Vorgarten ungefiltert auf die Hauswände trifft. Kurz zusammengefasst machen die “Gärten des Grauens” unsere Nachbarschaft heiß, stickig, staubig und laut und bedeuten für viele Insekten den Verlust des Lebensraums. 

Es ist nie zu spät: Verwandle Deinen Garten in eine Bienenoase

Wer bereits einen Schottergarten angelegt hat, kann das jederzeit wieder ändern. Mit ein wenig Gartenarbeit kann der graue Vorgarten Schritt für Schritt wieder in ein Insekten-Paradies umgewandelt werden. Wie das geht, erklären wir Dir hier:

  • Schritt 1: Entferne - wenn vorhanden - Folie oder Vlies unter den Steinen. Auf diese Weise wird der Boden wieder durchlässig für Wasser, Luft und Bodenorganismen - dazu gehören u.a. Bakterien, Würmer, Einzeller, Pilze oder Algen, welche z.B. dafür sorgen, dass Laub verwertet und zu Hummus umgewandelt wird.
  • Schritt 2: Nun wird eine ca. 5 cm hohe Sandschicht über den Schotter gegeben.
  • Schritt 3: Danach gibt man eine Schicht zertifizierten Grünschnittkompost über den Sand, dieser bildet den Nährboden für die spätere Bepflanzung. 
  • Schritt 4: Im vierten Schritt wird alles miteinander vermischt. Das geht ganz einfach mit einem Rechen oder einem Krail. Wenn der Boden gut genug geharkt wurde und die oberste Schicht feinkrümelig ist, ist er bereit für die Bepflanzung.

 

Wildblumenwiese

Gut eignet sich nun eine bunte Wildblumensamenmischung. Warum? Weil Wildblumen gut auf nährstoffarmen Boden gedeihen. Die Samen musst Du nur aussäen, andrücken und drei Monate lang feucht halten. Danach sind sie gut verwurzelt und müssen höchstens gegossen werden, wenn es außen lange sehr heiß und trocken war. Wenn Du noch auf der Suche nach passendem Saatgut bist, kannst Du gerne hier vorbeischauen. Unsere Saatgutmischung “Nektarkunst” ist sehr anpassungsfähig und wächst so gut wie überall. 

Steingarten

Schottergärten nein - Steingärten ja

Wer in seinem Garten nicht auf Steine verzichten will, für den haben wir gute Nachrichten: Steine im Garten können super sein! In Steingärten wachsen zum einen alpine Pflanzen wie Hauswurz oder Alpen-Nelke, zum anderen auch mediterrane Gewürzpflanzen wie Salbei, Lavendel und Rosmarin. Das peppt nicht nur Deinen Garten, sondern auch Deine Küche auf. Ach ja und auch Bienen sind sehr angetan von den leckeren Gewürzpflanzen, sie fliegen diese gerne an, wenn es um die Honigherstellung geht. Die speziellen Steingarten-Pflanzen sind nährstoffarme und steinige Verhältnisse gewohnt und müssen deshalb nicht gedüngt oder gewässert werden - was sie besonders pflegeleicht macht.

Und das Beste: Wildbienen lieben Steingärten. Sie bieten den Bienen selten gewordene Blütepflanzen, Baumaterialien und eine Vielzahl an Nistplätzen in ihrem sandigen Untergrund oder in den Fugen der Steinmauern. Pflanzen, die sich neben den bereits genannten gut für einen Steingarten eignen, sind zum Beispiel: Felsen-Fetthenne, Scharfer oder Weißer Mauerpfeffer, Hauswurzen, Frühlings-Fingerkraut, Hufeisenklee, Berg-Sandglöckchen, Sonnenröschen und viele mehr.

Schottergärten bringen also nicht die gewünschte Pflegeleichtigkeit mit sich, sondern viel mehr Probleme für Umwelt, Tiere und Menschen. Nicht zu vergessen, nehmen sie Farbe und Individualität aus der Nachbarschaft und lassen Vorgärten stattdessen eintönig und undynamisch wirken. Solltest Du bereits einen Schottergarten angelegt haben, kannst Du das jederzeit ändern und deinen Garten wieder in ein blühendes Bienenparadies verwandeln.

Ein Beitrag von Svenja von nearBees
vom 06.04.2023