Glückliche Gewinner

Pflanzen des Jahres 2023

Eine Hummel auf einer Salbeiblüte

Schon seit über 30 Jahren werden jährlich die Pflanzen des Jahres auserkoren. Bei über 4500 verschiedenen Pflanzenarten alleine in Deutschland ist das für die Experten und Forscher der Jury eine echte Herausforderung. Die Sieger für uns und die Bienen in diesem Jahr sind die Blume, Arzneipflanze, Staude und Giftpflanze des Jahres. 

Blume des Jahres: Die Kleine Braunelle

Jedes Jahr aufs Neue erfreut uns das breite Spektrum der bunten Blumenwelt, wovon auch Bienen und andere Insekten magisch angezogen werden. Im Laufe der Evolution haben sich die unterschiedlichsten Blumen mit vielen verschiedenen Formen, Größen und Farben gebildet, die ganz spezielle Ansprüche an ihre Umwelt haben. Ähnlich wie bei Pflanzen haben sich auch ihre Bestäuber unter den Insekten entwickelt und angepasst, wobei sie teilweise nur mit bestimmten Blumen eine enge Symbiose eingehen.
Die Kleine Braunelle (Prunella vulgaris) gehört zu den Blumen, die sich wegen ihrer Größe und unauffälligen Blüten eher im Hintergrund halten. 2023 wurde sie dennoch zur Blume des Jahres gekürt.

Blüte der kleinen Braunelle

Klein aber oho

In Wirklichkeit ist die Kleine Braunelle gar nicht braun - zumindest nicht ganz. Denn ihr Name lässt sich nicht auf die blau-violette Farbe zur Blütezeit, sondern auf das triste Braun der abgestorbenen Blüten im Winter zurückführen. Zu dieser Zeit erinnert sie eher an am Boden liegende Tannenzapfen. Als Pflanze ist sie sehr verbreitet, auch weil sie sehr hart im Nehmen ist und gelegentlichem Rasenmähen trotzt. Häufig wächst sie auch in Gärten oder Parks und liebt eher nährstoffreichen, frischen Boden.  
Zu ihrer Blütezeit im Sommer wird sie gerne von verschiedenen Hummeln besucht und auch die Stahlblaue Mauerbiene (Osmia caerulescens) sammelt den Pollen der Kleinen Braunelle für ihre Larven. Der zuckerreiche Nektar ist auch für einige Schmetterlinge von Bedeutung, und auch die Raupen des Magerrasen-Perlmuttfalter und der Braunellen-Zwergminiermotte sind auf die Blätter der Kleinen Braunelle angewiesen. Für einige Insekten ist die Braunelle also überlebenswichtig.

Arzneipflanze des Jahres: Der Echte Salbei

Zu den ältesten genutzten Arzneipflanzen gehört sicherlich der Echte Salbei (Salvia officinalis): Seine Blätter sollen schon im Altertum für Tees und Heilzwecke verwendet worden sein. Erst im Laufe der Zeit wurden sie auch zum Würzen verschiedener Gerichte genutzt. Durch den Anteil an ätherischen Ölen wirkt Salbei beruhigend auf den menschlichen Körper und wird in der Hausapotheke bei Halsschmerzen oder Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Zu viel solltest Du dennoch nicht verwenden, denn das im Salbei enthaltene Thujon kann bei zu hohem Konsum zu Verwirrtheit oder Schwindel führen. 

Blüte des Echten Salbeis

Bienenweide Salbei

Echter Salbei kommt ursprünglich aus dem mediterranen Raum und bevorzugt daher eher warmes Klima. Wenn Du also Salbei selbst pflanzen möchtest, solltest Du ihm einen sonnigen, geschützten Platz in Deinem Garten oder auf Deinem Balkon bieten. Vor allem bei verschiedenen Hummelarten und der Blau-Schwarzen Holzbiene (Xylocopa violacea) ist Salvia officinalis beliebt, die die großen Blüten mit sehr zuckerreichem Nektar gerne anfliegen. Wer sich an einem sonnigen Tag etwas Zeit nimmt, kann mit etwas Glück sogar einen kuriosen Vertreter der Schmetterlinge, den Kolibrifalter, beim Trinken des Nektars beobachten. Auch die Raupen der Messingeule, die die Blätter des Salbeis fressen, sind auf die Pflanze angewiesen.

Staude des Jahres: Die Indianernessel

Ursprünglich in Nordamerika beheimatet, hat die Indiandernessel (Monarda didyma) schon länger den Weg nach Europa gefunden und ist hierzulande auch als Oswego-Pflanze bekannt. Denn die Oswego-Indianer, eine Gruppe der indigenen Bevölkerung Amerikas, tranken den Tee mit dem Aufguss der aromatischen Blätter zur Linderung von Kopfschmerzen, Übelkeit oder auch Erkältungserscheinungen. Ihren anderen Namen, Monarda, erhielt sie zu Ehren des spanischen Arztes und Botanikers Nicolàs Monardes, der zu seiner Zeit auch viele andere Heilpflanzen in Amerika und später auch auf anderen Kontinenten bekannt machte. 

Blüte der Indianernessel

Insektenmagnet mit fremdländischen Wurzeln

In ihrer Heimat gehören vor allem Kolibris zu den Stammgästen, die durch ihren langen Rüssel mit Leichtigkeit an den Nektar kommen. Denn die Blüten der Indianernessel machen es den Bestäubern ziemlich schwer: Nur Insekten mit langem Saugrüssel schaffen es bis zum Boden der tiefen Blüten, wo der Nektar versteckt ist. In Deutschland werden die Lippenblüten daher meist von polylektischen, langrüssligen Hummeln und auch Honigbienen bestäubt. An sonnigen Tagen scharen sich auch unzählige Schmetterlinge um die Indianernessel, die mit einer sehr hohen Zuckerkonzentration des Nektars lockt. Doch auch wenn sie eine gute Trachtpflanze für viele Insekten darstellt, solltest Du im eigenen Garten oder auf dem Balkon am besten heimische Stauden pflanzen. Wenn Du aber doch einmal eine Pflanze für ein halbschattiges Plätzchen suchst, ist die Indiandernessel eine gute Wahl.

Giftpflanze des Jahres: Die Petersilie

Petersilie ist heute als Allround-Gewürz für Salate, Suppen oder herzhafte Gerichte weltweit bekannt. Egal ob Krause oder Glatte Petersilie: Als eines der meistgenutzten Gewürze gibt es sie in fast jedem Supermarkt entweder frisch oder getrocknet. Was viele nicht wissen: In hohen Dosen kann sie giftig sein.

Petersilie

Früher wurde Petersilie häufig wegen ihrer Heilwirkungen auf den menschlichen Körper genutzt. Die Athener verwendeten sie vor allem als Aphrodisiakum, das die sexuelle Energie ihrer Krieger steigern sollte. Und auch im Mittelalter wurden der Petersilie heilende Kräfte zugeschrieben, die als Hexenkraut sogar zu den verbotenen Substanzen zählte. Heutzutage ist wissenschaftlich bekannt, dass Petersilie die Verdauung anregt, harntreibend wirkt und förderlich für Niere und Leber sein soll. In allen Teilen der Pflanze, vor allem in Samen und Blättern, wurde jedoch auch das sogenannte Petersilien-Apiol nachgewiesen. Das kann bei zu hoher Dosierung die Niere schädigen oder zu Herzrhythmusstörungen führen. Bei manchen Menschen kann es eine erhöhte Photosensibilisierung, also die Reizbarkeit der Haut durch Licht, verursachen. Auch Schleimhautblutungen im Magen-Darm-Trakt und Leberverfettung werden als Symptome genannt. Besonders Schwangere sollten die Petersilie daher möglichst vermeiden. Du siehst: Die Petersilie ist nicht ganz ohne Grund zur Giftpflanze des Jahres gekürt worden - wobei eine Vergiftung bei normalem Konsum sehr unwahrscheinlich ist. 

Als Doldenblütler sind die kleinen, weißen Blüten von Petroselinum crispum leicht zugänglich und besonders bei Schwebfliegen beliebt. Unter den Wildbienen wurde bisher nur die Gebuchtete Maskenbiene (Hylaeus sinuatus) beobachtet, die den Pollen für ihre Larven sammelt. Häufige Besucher der Blüten sind auch verschiedene Hummeln und Honigbienen. Petersilie ist also ein hervorragendes Küchenkraut, das Du im Garten, dem Balkon oder auf der Fensterbank ziehen kannst.

Ein Beitrag von Tobias von nearBees
vom 05.06.2023