Stachellose Schönheit

Der Traum eines jeden Imkers

Jandaira Körbe

In Mittel- und Südamerika gibt es ein Geschöpf, das auf den ersten Blick der Traum eines jeden Imkers ist: Eine stachellose Biene. Sie sticht nicht, sie ist ungefährlich, sie kann auch in urbanen Gebieten gezüchtet werden. Die Melipona ist eine stachellose Wildbiene mit etwa vierzig Unterarten, die im subtropischen Klima von Mexiko bis Argentinien verbreitet ist. Die Gattung hat nicht nur eine lange Geschichte in der Bienenzucht, sondern produziert auch schmackhaften Honig.

Teuer und selten - der Honig der stachellosen Bienen

Als eine der wenigen wilden Bienen produziert sie genug Honig, um von Imkern genutzt werden zu können – wenn auch deutlich weniger als die durchschnittliche Honigbiene. Der geringere Ertrag schlägt sich auch im Preis nieder: Ein Kilo Honig - der Jahresertrag zweier Völker - kostet in Brasilien umgerechnet mehr als 30 Euro und ist damit für die meisten Verbraucher zu teuer. In freier Wildbahn finden sich die Melipona wie auch andere Wildbienen in hohlen Baumstümpfen oder Ästen; die Beuten südamerikanischer Imker ahmen dies nach.

Bienenwaben

Waagrecht montierte und einen halben Meter lange Holzkisten schmücken ihre Hauswände. Vorne, beim Flugloch, befinden sich der Brutraum und das Pollenlager, weiter hinten ein abschraubbarer Teil für den Honigraum. Zur Stabilisierung der Waben dienen kleine Säulen aus Propolis und Wachs. “Die Stirnseiten der Kästen werden mit einem Plastikschirm geschützt, damit die gierigen Geckos die Bienen nicht am Flugloch wegschnappen”, berichtet Günther Jochimsen, der die brasilianischen Bienen vor Ort besucht hat. “Die Völkchen sind bei Hobbyimkern hier beliebt, da sie auch in Wohngegenden gut gehalten werden können.” Melipona-Bienen zählen übrigens auch zu den wenigen Arten, die ihren Honig in Töpfe füllen – die Imker entnehmen ihn dann mittels kleiner Spritzen.

Wildbienen bei den Maya

Gerade Zentralamerika blickt auf eine lange Geschichte mit der Wildbiene zurück. Schon die Maya züchteten sie gezielt und nutzten sie für religiöse Zeremonien, oftmals wurden sie mit großer Verehrung als Haustiere gehalten. In der Tempelstadt Tulum an der Karibikküste fanden Archäologen nicht nur Steinhäuser mit Bienenkörben vor Hauseingängen und neben Fensteröffnungen, sondern auch zahlreiche sakrale Wandmalereien und Reliefs, die als Abbildung eines Bienengottes gedeutet werden.


Bilder mit freundlicher Genehmigung von Günther Jochimsen, www.holzkicker.de

Ein Beitrag von Viktoria von nearBees
vom 04.02.2016