Selbstversorgung
auf dem eigenen Balkon

Gemüse und Obst ernten hoch oben

Tomatenpflanzen wachsen auf dem Balkon

Einen eigenen Nutzgarten zu besitzen und sich selbst mit Lebensmitteln zu versorgen, wird besonders in Städten immer beliebter, doch die Flächen dafür werden immer seltener. Was im begrenzten urbanen Raum dennoch der ein oder andere hat, ist ein Balkon: Der ist ein hervorragender Ort, um Lebensmittel selbst anzubauen und knackiges Gemüse und orientalische Kräuter zu ernten. Auch im Sinne des Naturschutzes und der Nachhaltigkeit kann ein “Garten auf dem Balkon” wahre Wunder bewirken. Regional angebaute Lebensmittel sowie Nahrung für Bienen und verschiedene Insekten - wir zeigen Dir, wie Du ganz einfach Schritt für Schritt Deinen eigenen Nutzgarten auf dem Balkon anlegen kannst.  

Aller Anfang ist einfach

Im Grunde unterscheidet sich der Anbau auf dem Balkon zu dem im Gartenbeet nur davon, dass die Pflanzen im Kübel wachsen und gedeihen. Wenn Gießen, Düngung und ausreichend Sonnenstunden für die Pflanzen stimmen, kannst Du auch auf Deinem Balkon jede Menge Obst und Gemüse ernten.
Entscheidend ist auch die Ausrichtung des Balkons: Pflanzen, die einen sonnigen Standort bevorzugen, sollten in Süd-Ost-Ausrichtung stehen, sodass sie Morgen- und Mittagssonne  bekommen. Zu diesen Sonnenanbeterinnen zählen unter anderem Tomaten oder Zucchini. 
Pflanzen, die einen halbschattigen Platz mögen, können in jeder anderen Ausrichtung platziert werden. Vorausgesetzt, die Sonnenstrahlen erreichen Deinen Balkon auch. Ein Beispiel dafür sind Gurken oder Küchenkräuter.

Sprösslinge für den Nutzgarten

Ohne das geht es nicht: das passende Pflanzgefäß

Die Größe des Pflanzgefäßes kannst Du nach den Ansprüchen Deiner Anbaufrucht wählen - aber auch danach, wie viel Platz auf Deinem Balkon ist. Allgemein lautet die Devise jedoch: “Je größer, desto besser”. Denn je mehr Erde in den Behälter passt, desto besser entwickelt sich Deine Pflanze und desto größer fällt Deine Ernte aus. In einen 60-Liter-Kübel kannst Du zum Beispiel problemlos drei Tomatenpflanzen setzen. 
Plane bei der Gestaltung Deines Balkons ebenfalls ein, dass Du auch nach einem langen Arbeitstag noch genügend Zeit zur Pflege brauchst - für den Anfang sind täglich zehn Minuten ein guter Richtwert. Denn im Eifer des Gefechts kann es leicht passieren, dass der Aufwand unterschätzt wird. 

Paprika und Tomaten vom Balkon

Gartengeräte

Als Pflanzgefäße kannst Du jegliche Behälter nutzen, die Erde und Wasser vernünftig halten können und die relativ bruchsicher sind. Geeignet sind z. B. Mörtelkübel, die Du in verschiedenen Ausführungen und Größen kaufen kannst. Die findest Du in jedem gut sortierten Baustoffhandel. Auch wenn sie meist aus Plastik bestehen, sind sie insofern ein Kompromiss, dass sie langlebig und mehrmals wiederverwendbar sind. 
Damit Deine neuen Mitbewohner auf dem Balkon nicht unter Staunässe leiden, ist eine richtige Schichtung der unterschiedlichen Materialien im Kübel wichtig. 
Im ersten Schritt bohrst Du Löcher in den Behälterboden. Die unterste Schicht im Kübel besteht z.B. aus Split oder kleinen Steinchen. Fülle diese rund zehn Zentimeter hoch als Drainage ein, und decke sie anschließend mit einem wasserdurchlässigen Vlies ab. 
Fülle dann bis zur oberen Kante des Pflanzgefäßes Erde auf - jetzt kann das eigentliche Pflanzen beginnen! 
Wem diese Arbeit insgesamt zu aufwendig ist, der setzt den Behälter auf einen Untersetzer und befüllt ihn nach dem Bohren komplett mit Erde.

Pflanzen für den Balkonanbau

Anbauen kannst Du praktisch alles, was Du sowieso in der Küche verwendest oder an Freunde und Familie verschenkst. Dabei stehen sowohl ein- als auch mehrjährige Pflanzen zur Auswahl. Der wesentliche Unterschied besteht hier schon im Wort: Einjährig bedeutet, dass sie über den Winter absterben und Du im nächsten Jahr neue Pflanzen heranziehent oder kaufen musst.
Mehrjährige Pflanzen dagegen sind viel langlebiger: Im Winter verlieren sie zwar ihre Blätter, jedoch treiben sie im nächsten Jahr neue Blätter aus. Besonders am Anfang empfehlen sich Pflanzen, die wenig Pflege und Zeit in Anspruch nehmen, aber trotzdem eine reiche Ernte liefern. Zu idealen einjährigen Kulturen zählen unter anderem Tomate, Gurke, Zucchini oder Bohnen. Wenn Du nicht jedes Jahr neu starten möchtest, greife doch zu Erdbeeren, Mangold, Heidelbeeren oder verschiedenen mediterranen Kräutern. 
Für Schmetterling, Honigbiene & Co. bieten Pflanzen auf dem Balkon Nahrung und Lebensraum, wenn auch nur im kleinen Rahmen. Wenn aber jeder auf seinem Balkon Pflanzen anbaut, bildet sich ein eng verzweigtes, biologisches Netz, besonders in städtischen Regionen.

Erde: Lebens- und Wurzelraum

Die Wahl der richtigen Erde ist vor allem abhängig davon, was Du anbauen willst. Da jede Pflanze unterschiedliche Ansprüche an ihren Boden hat, ist ein Besuch im Fachhandel ein guter erster Schritt. Auf den Verpackungen der unterschiedlichen Pflanzenerden stehen meist sogar die Arten, die Du damit anbauen kannst. Diese Erden sind in der Regel vorgedüngt, sodass Du dich in der Anfangsphase um nichts kümmern brauchst. 
Viele der gängigen Anbaupflanzen geben sich mit handelsüblicher Pflanzen- oder Gemüseerde zufrieden - idealerweise sind diese torffrei. Für den Abbau von Torf müssen wertvolle Moore trockengelegt und abgebaut werden - diese sind allerdings ein wertvoller Lebensraum für verschiedenste Flora und Fauna. 

Wie Du das Balkonjahr clever planst

Ein wichtiger Faktor, der beim Anbau von Gemüse im eigenen Garten oft unterschätzt wird, ist eine gute Anbauplanung und Fruchtfolge. Halte am besten schriftlich fest, in welchem Kübel auf dem Balkon welche Pflanze angebaut werden soll. Das hilft dabei, den Überblick zu behalten.

Die Fruchtfolge ist von großer Bedeutung, da es aus pflanzenphysiologischer Sicht nicht sinnvoll ist, Tomate, Kürbis & Co. jedes Jahr aufs Neue an derselben Stelle anzubauen. Denn dadurch wachsen Unkräuter schneller und Schädlinge verbreiten sich stärker.
Wenn hingegen rotiert wird, d.h. im Folgejahr etwas anderes gepflanzt wird, bewirkt das meistens den gegenteiligen, positiven Effekt. Denn der Anbau verschiedener Gewächse unterschiedlicher Familien steigert zum einen die Gesundheit der Pflanzen, zum anderen erhöht es die Artenvielfalt von Insekten, Vögeln & Co. sowie das der Kleinstlebewesen in der Erde. Es schafft ein gesundes Klima der Mischkultur, wovon die Pflanzen profitieren und gesünder wachsen.

Die Stärkung für deine Pflanzen 

Die Düngung entscheidet in vielen Fällen darüber, wie reich die Ernte ausfallen wird. Stimmt etwas nicht, musst Du nur genau hinschauen: Wenn sich die Farben Deiner Pflanzen unnatürlich verändern, sind das häufig Anzeichen für Nährstoffmangel. Wenn diese z.B. von sattgrün in gelblich-grün wechselt, deutet das auf Stickstoffmangel hin. In diesem Fall sollte gedüngt werden. Dafür kannst Du alle herkömmlichen Mineraldünger verwenden - schau einfach im Gartencenter um die Ecke vorbei.
Häufig finden sich Bezeichnungen wie “Gemüsedünger” oder “Universaldünger”. Bei den Produkten handelt es sich meistens Volldünger, d.h. sie enthalten alle notwendigen Nährstoffe für die Pflanze - so ist sie voll versorgt. 
Alternativ kannst Du auch verschiedene Pflanzenjauchen ansetzen, um Obst und Gemüse auf dem Balkon flüssig zu düngen. Das musst Du aber häufiger machen - im Gegensatz zu mineralischem Dünger ist die flüssige Alternative nur von kurzer Wirkung.

Die wertvollste Ressource

Sobald die Erde nur wenig feucht ist, solltest Du Deine Schützlinge so gießen, dass die Erde nach dem Bewässern feucht, aber niemals nass ist. Letzteres würde dazu führen, dass sie schwächeln und Mangelerscheinungen zeigen. 
Bei wenigen Pflanzen auf dem Balkon reicht es aus, von Hand zu bewässern. Wenn jedoch der Aufwand zu groß und selten Zeit dafür ist, kann sich ein Bewässerungssystem lohnen.
Damit Du das gesamte Anbaujahr hinweg gießen kannst, solltest Du Wasserfässer geeigneter Größe beschaffen. Da unsere Pflanzen in Behältern angebaut werden und die Wasserverdunstung dabei höher ist, muss auch häufiger gegossen werden. Für einen kleinen Balkon reicht meist ein 180 Liter Fass aus, in dem Regen gesammelt wird. Leitungswasser kann zur Überbrückung von Trockenphasen auch genutzt werden, jedoch ist es durch eine andere Zusammensetzung von Mineralien weniger gut geeignet.

Zwischen Freund und Feind

Natürliche Konkurrenz herrscht überall - so auch zwischen Pflanzen und ihren Gegenspielern. Je nach angebauter Art kommen verschiedene Schädlinge und Krankheiten vor. Von Mehltau hat sich jeder schon einmal gehört. Beim Gurkenmosaikvirus verstehen die meisten jedoch nur Bahnhof.
Was grundsätzlich wichtig ist: Bei ersten Anzeichen eines Befalls - Ruhe bewahren! Je früher Du den Befall feststellst, desto früher kannst Du eingreifen.
Oft werden synthetische Pflanzenschutzmittel im Handel angeboten, zu denen aber nur im Notfall gegriffen werden sollte. Für viele Schädlinge finden sich natürliche Mittel, die oft aus haushaltsüblichen Waren bestehen und die Du oft selbst herstellen kannst.

Marienkäfer

Ohne Chemie gegen Schädlinge

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Jetzt kann das Anbaujahr starten

Der Anbau von eigenem Gemüse auf dem Balkon ist also in fast jeder Situation möglich und einen “grünen Daumen” brauchst Du dafür auch nicht unbedingt. Wir wünschen Dir viel Erfolg auf Dem Weg zur ersten eigenen Ernte von Tomate, Gurke und Co. Falls noch weitere Fragen offen sein sollten, kannst Du Dich durch unsere anderen Beiträge zum Anbau von Gemüse durchklicken und wichtige Tipps & Tricks sammeln.

Ein Beitrag von Tobias von nearBees
vom 10.08.2023