Die Varroamilbe

Viren, Bakterien, Pilze & Parasiten - Krankheiten der Honigbiene

Biene mit Varroamilbe

Nicht nur der Klimawandel, Monokulturen und Pestizide, sondern auch Schädlinge und Krankheiten machen der Gesundheit der emsigen Insekten zu schaffen. Gesunde, vitale Bienen sind jedoch ausschlaggebend für das Überleben des gesamten Volkes, dessen Effizienz bei der Bestäubung und der Nektarsuche. Viren, Bakterien, Pilze und andere Schädlinge schwächen nicht nur die einzelne Biene, sie fügen dem gesamten Organismus Bien, wie die Gesamtheit eines Bienenvolkes bezeichnet wird, einen großen Schaden zu. Daher ist es für den Imker wichtig, Krankheiten und deren Symptome rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zur Behandlung durchzuführen.

In der Serie “Bienenkrankheiten” wollen wir Dir häufige Bienenkrankheiten detailliert vorstellen, mögliche Ursachen für den Befall darstellen und Tipps für die Vorbeugung und Bekämpfung geben. Heute: die Varroamilbe.

Varroa destructor - Der Name dieses Schädlings ist Programm. In der Saison 2016/2017 war die Varroamilbe mitverantwortlich dafür, dass etwa 20 Prozent der Honigbienen in Deutschland den Winter nicht überlebten. Wenn der Mensch von einem Parasiten befallen wäre, der im gleichen Größenverhältnis stünde, wie die Varroamilbe zur Biene, so hätte dieser die Größe eines Hasen. Als Parasit greift die Varroamilbe sowohl die erwachsenen Bienen als auch den Nachwuchs an. Dabei dienen die erwachsenen Bienen als Transportmittel und kurzweilige Nahrungsquelle. Das eigentliche Ziel des Parasiten ist jedoch der Bienennachwuchs. Der Name Varroamilbe ist inzwischen weitläufig bekannt, der Schaden, den sie bei Bienenvölkern über den gesamten Globus anrichtet, wird allerdings erst richtig deutlich, wenn man die Folgen für die Bienen kennt. In diesem Blog erfährst Du, wie gefährlich die Varroamilbe wirklich ist.

Die östliche Honigbiene - Herkunft der Varroamilbe

Ursprünglich stammt die Varroamilbe aus Südostasien und lebt dort mit der östlichen Honigbiene, Apis Cerana, in Koexistenz. Im Laufe ihrer ko-evolutionären Entwicklung hat sie sich an ihren schlimmsten Schädling angepasst und Wege gefunden mit dem Milbenbefall umzugehen. So kann sie zum Beispiel einen Befall riechen und daraufhin den infizierten Nachwuchs mit einer dicken Wachsschicht verdeckeln, sodass dieser nicht schlüpfen kann. Zudem kann sie Bewohner, die die Milbe auf dem Rücken in den Stock tragen von dieser befreien. Ein entscheidender Vorteil der östlichen Honigbiene ist außerdem die verkürzte Entwicklungsphase der Brut. Die Arbeiterinnen dieser Art wachsen in nur 18 Tagen heran, wohingegen die westliche Honigbiene 21 Tage bis zum Schlupf benötigt – ein entscheidender Nachteil, denn der Milbe bleibt so länger Zeit sich zu entwickeln.
Die Varroamilbe legt ihre Eier in offenen Brutzellen der Bienen ab, wo sie sich nach der Verdeckelung entwickeln und vermehren, indem sie mit ihrem Rüssel den Chitinpanzer der Bienenbrut durchbrechen und die Körperflüssigkeit Hämolymphe aussaugen. Dabei gelangen Pathogene über die offenen Wunden in die Bienenlarven und verursachen dadurch unter anderem das Akute Paralyse Virus und das Flügeldeformationsvirus. Dies führt zu einer generellen Schwächung der betroffenen Bienen und negativen Änderung des Verhaltens, beziehungsweise zu deformierten Flügeln.

Entwicklung des Parasiten im Bienenstock

Auf dem Rücken der erwachsenen Biene wird die Milbe in den Stock getragen und saugt währenddessen deren Blut durch speziell angepasste Mundwerkzeuge. Im Stock sucht sie die Drohnenbrut auf, da diese länger brütet. Sie versteckt sich im Futter der Brutzelle, legt nach der Verdeckelung Eier und ernährt sich von der Puppe. Zur gleichen Zeit vermehren sich die Nachkommen untereinander. Nach der Metamorphose schlüpfen die infizierten Drohnen und tragen so die Milbe und ihre Nachkommen wieder hinaus in den Stock.

Varroamilbe unterm Mikroskop

Varroamilben im Detail

Imker bei der Arbeit

Der Weg nach Europa und in die Welt

Mit Bau der Transsibirischen Eisenbahn gelangte Anfang des 20. Jahrhunderts die westliche Honigbiene nach Russland und kam dort zum ersten Mal in Kontakt mit der Milbe. Durch die fehlende Koexistenz mit der Varroamilbe und die europäische Züchtung auf leistungsorientierte und sanftmütig Bienen konnte die westliche Honigbiene dem Parasit nichts entgegensetzen und brachte ihn im Gepäck wieder mit zurück nach Europa. Durch die fortschreitende Globalisierung eroberte die Milbe in den vergangenen Jahrzehnten auch den Rest der Welt. Zunächst bewegte sie sich nach Südamerika und Nordafrika, dann Nordamerika und schließlich nach Neuseeland und Hawaii. Nur wenige Regionen der Erde blieben bisher verschont, darunter Australien, welches als einziger Kontinent als nahezu varroafrei gilt.


Auswirkungen in Europa

Zu Beginn dieses Jahrtausends wurde die Varroamilbe zunehmend zum Problem für die Bienen in Deutschland. Jeden Winter sterben 20 - 30 % der Bienenvölker, was zu einem großen wirtschaftlichen und ökologischen Verlust für Imkereien und Landwirtschaft führt. Die Varroamilbe, bzw. die Folgen ihres Befalls, haben sich neben Pestiziden zu einer der Hauptursachen des Bienensterbens entwickelt. Diese und weitere Ursachen, die zum Bienensterben im Herbst und Winter beitragen, haben auch dafür gesorgt, dass viele Berufsimker aus wirtschaftlichen Gründen immer mehr Völker aus dem Ausland importieren müssen, viele davon aus südlichen Ländern. Dabei ist die Zahl der Bienenimporte von 2005 - 2012 um das Zehnfach gestiegen.


Bekämpfung der Varroamilbe

Um die Varroamilbe zu bekämpfen, gibt es verschiedene Möglichkeiten und Behandlungsmethoden. Ein wichtiger Faktor zur generellen Vorbeugung von Krankheiten im Bienenstock ist die Wabenhygiene, d.h., dass bebrütete Waben in regelmäßigen Abständen erneuert werden. Darüberhinaus gibt es verschiedene Methoden um den Varroadruck im Bienenvolk zu senken. Als besonders wirksam gilt die Entnahme von Bienenbrut, sodass sich die Milbe temporär nicht weiter vermehren kann.
Bei chemischen Verfahren zur Varroabehandlung muss beachtet werden, dass diese erst nach der Honigernte durchgeführt werden dürfen, sodass sich die chemischen Stoffe während der Wintermonate abbauen können und den Geschmack des Honigs nicht beeinträchtigen.
Zusätzlich zu den herkömmlichen Behandlungsmethoden gibt es Forschungsansätze zur Züchtung varroaresistenter Bienen. Vorbild ist dabei die östliche Honigbiene, die auch in der Natur resistenter gegen den Schädling ist. Optimale Zuchtbedingungen gibt es in abgelegenen und ökologisch abgetrennten Bereichen. Daher bieten sich in Deutschland, aufgrund ihrer Isoliertheit, die Ostfriesischen Inseln an. Mithilfe dieser Züchtungen wird es in Zukunft vielleicht möglich sein die Varroamilbe in den Griff zu bekommen und die westliche Honigbiene resistenter gegen Krankheiten und Parasiten zu machen. Denn: Starke und gesunde Bienen stärken auch unsere Artenvielfalt.