Der wahre Wert der Natur

Wenn die Natur uns eine Rechnung schreiben würde

Der wahre Wert der Natur

Ein entspannter Spaziergang im Wald nach einem langen Tag im Büro? Mit allen Sinnen die herrlich frische Luft und Ruhe genießen? All das schätzen wir so sehr an der Natur. Doch unsere Wälder sind in Gefahr. Vor allem der Klimawandel macht unserem Ökosystem zu schaffen. Lange Trockenphasen im Sommer, zunehmende Monokulturen und Schädlinge, wie der Eichenprozessspinner oder der Borkenkäfer, führen zu einem vermehrten Waldsterben in Deutschland. Doch nicht nur das! Auch auf unsere Bienen und andere Insektenarten haben diese Umstände erhebliche Auswirkungen: Waldsterben bedeutet auch Artensterben. 

Denkst Du nun zurück an Deinen letzten Supermarktbesuch, ist sicherlich das Erste, das Dir in den Sinn kommt, ein prall gefülltes Regal mit köstlichem Obst und Gemüse, Süßwaren und leckeren Joghurts. Doch auch diese Lebensmittelvielfalt wird durch das Insektensterben beeinträchtigt. Denn ohne die Bestäubungsleistung der fleißigen Helferlein kommt es zu enormen Ernteeinbußen. Das wirkt sich auch auf unseren Alltag aus und wir würden nicht nur vor leeren Supermarktregalen stehen, sondern darüber hinaus unter Lärmbelastung, schlechter Luftqualität und einem Verlust unserer geliebten Ruheoasen leiden. Doch was kann man dagegen unternehmen? Experten schlagen vor, den Wert der Natur in Geld aufzuwiegen. 

Preisschilder für die Natur? Was soll das bringen?

Vielleicht schüttelst Du an dieser Stelle verwundert den Kopf. Gar würde mancher Umweltfreund behaupten, die Natur sei für ihn unbezahlbar. Doch tatsächlich gibt es Ansätze, die sich mit einer solchen Methode beschäftigen. Hierbei soll es allerdings nicht darum gehen jede Pflanze und jedes Lebewesen mit einem Preisschild zu versehen. Vielmehr soll so sichtbar gemacht werden, was Ökosysteme für den Menschen leisten. So wirken sich zum Beispiel Bäume als “grüne Lunge der Erde” erheblich auf Deine Gesundheit aus. Ob Stress, Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen - alle diese Risiken können durch die Leistung der Natur verringert werden. 

Waldweg

Doch wie werden die Leistungen unserer Ökosysteme berechnet? Wenn wir Dich jetzt zum Beispiel fragen würden, wie viel Geld Dir ein Waldspaziergang wert ist - was würdest Du sagen? Durchschnittlich gaben Menschen, die in Waldnähe wohnen, einen Wert von 32 Euro pro Tag an. Das ergibt einen Erholungswert von knapp 2 Milliarden Euro pro Jahr! Dazu kommt dann der gesamtgesellschaftliche Nutzen: Mit 6,2 Milliarden Euro übersteigt er den Wert der Rohholzproduktion für die Waldbesitzer bei Weitem. Und dabei werden noch nicht mal alle Nutzfaktoren berücksichtigt, denn bei einer solchen Vielzahl an Leistungen stößt sogar das ökonomische Bewertungssystem an seine Grenzen.

Plausibles Konzept mit Risiken

“Ein plausibles Konzept, das darauf abzielt Raubbau und Ressourcenverbrauch an der Natur zu verhindern!”, denkst Du dir jetzt vielleicht. Auf den ersten Blick erscheint diese Methode sinnvoll, sie weist allerdings auch einige Tücken auf. Nicht alle Ökosysteme können kapitalisiert werden und auch der Wachstumszwang unserer Wirtschaft stellt diese Kapitalisierung vor erhebliche Probleme. Mittels Zertifikathandels, der beispielsweise Luftverschmutzung erlaubt, werden Schlupflöcher gefunden, wie die Umwelt trotzdem den wirtschaftlichen Zwängen einverleibt werden kann. Auch hier werden Wert und Nutzen der Natur in Zahlen ausgedrückt, wobei das Ziel von der Grundidee dieser Verpreislichung stark abweicht. Eigentlich soll dieser Ansatz den Menschen den Geldwert der Natur aufzeigen und im selben Zuge den wirtschaftlichen Schaden, den die Zerstörung der Natur mit sich bringt. Doch diese gute Absicht bewirkt häufig das Gegenteil: Die Natur wird käuflich gemacht und Zertifikathandel zur Umweltzerstörung wird vorangetrieben.

Das kannst Du tun, um zum Erhalt des Naturwerts beizutragen

Unabhängig davon, was man jetzt von der Kapitalisierung der Natur halten mag: Es besteht Handlungsbedarf. Eine Möglichkeit stellt das Allmende Prinzip dar. Bei diesem lautet die Devise: Gemeinsam sind wir stark! Ressourcen, die uns die Natur zur Verfügung stellt, sollten demnach brüderlich geteilt werden: ob solidarische Landwirtschaft, Nachbarschaftsnetzwerke, Carsharing oder Gemeinschaftsgärten - wir alle können uns organisieren und gemeinsam für eine bessere Welt stark machen.

Gemeinschaftsgarten

Doch auch Du alleine kannst schon viel bewirken. Fang zum Beispiel einfach im eigenen Garten oder auf dem Balkon an und stelle Insektenhotels für die fleißigen Bestäuber bereit, die so wichtig für unsere Ernten sind. Das beste dabei ist, dass Du nicht einmal Geld dafür ausgeben musst, sondern sie ganz einfach selber bauen kannst. Aber auch durch die Aussaat insektenfreundlicher Pflanzen, wie Wildblumen, alte Obst- und Gemüsesorten oder Kräuter, kannst Du eine Menge zum Insektenschutz beitragen. 

Ein Beitrag von Sarah von nearBees
vom 08.06.2022