Ein Zuhause für die Bienen

Aus dem Tagebuch eines Imkers

Imker mit Beuten

In meinem Imkertagebuch nehme ich euch mit auf meinem Werdegang zum Bienenhalter. Endlich wird es wärmer und es bietet sich die Gelegenheit einen Ableger der Völker meines Imkerpaten für mein eigenes Volk zu bilden. Doch wie macht man einen Ableger? Und wo stelle ich meine Bienen hin?

Wohin mit meinen Bienen?

Bei der Auswahl eines Bienenstandorts hat man in Deutschland prinzipiell freie Wahl, da die Bienenhaltung fast überall erlaubt ist. Um meine Bienen jederzeit im Auge behalten zu können, wäre theoretisch der Garten oder Balkon meiner Wohnung ideal, in der Praxis könnte es allerdings Probleme geben: Ich lebe in der Stadt, nutze den Garten im Innenhof gemeinsam mit zahlreichen Nachbarn und mein Balkon ist relativ klein. Zwar könnte ich meine Bienen dort einziehen lassen, hätte aber sicherlich Erklärungs- und Sensibilisierungsbedarf bei den Nachbarn. Als Jung-Imker besitze ich noch keine ausreichende Souveränität, um mit ängstlichen Nachbarn oder unvorhergesehenen Ereignissen fertig zu werden und entscheide mich daher erstmal gegen diese Optionen - obwohl Bienen sich grundsätzlich in der Stadt sehr wohl fühlen und viele Imker ihre Bienen problemlos auf Balkonen, Dächern oder in kleinen Stadtgärten aufstellen.

Bienenstock

Zusammen mit meiner Freundin habe ich einen Kleingarten ganz in der Nähe, der das neue Zuhause meiner Bienen sein wird. Neben vielfältigen Blumen, Stauden und Sträuchern bauen viele Anlieger dort Obst und Gemüse an, sodass die Bienen sicherlich ein ausreichendes Trachtangebot über das Jahr hinweg finden und als Bestäuber in der Regel sehr willkommen sind. Nach kurzem Austausch mit der Kleingartenverwaltung und den Nachbarn konnte ich mir deren Einverständnis einholen und Kontakt mit den bereits im Kleingarten ansässigen Imkern herstellen, welche mir Tipps zu einer geeigneten Platzierung innerhalb der Parzelle gegeben haben. Tagein, tagaus starten und landen die Bienen am Flugloch, daher sollte man es möglichst zum eigenen Garten hin ausrichten oder mit einem circa zwei Meter hohen Hindernis vor dem Flugloch dafür sorgen, dass die Bienen nach oben starten und nicht erst durch die benachbarten Gärten manövrieren müssen. Viel falsch machen kann man bei der Standortwahl aber nicht, insbesondere wenn man vorher ein wenig dazu gelesen und sich mit erfahrenen Imkern ausgetauscht hat. Ist der Standplatz gefunden, muss jeder neue Bienenstand beim Veterinäramt gemeldet werden, darüber hinaus sollte man sich über eventuelle Sperrbezirke im Umkreis informieren.

Imker mit Ableger

Imker bei Wabenbeschau

Bienenvolk

Das Volk wird geschröpft!

Geschröpft? Das hört sich im ersten Moment etwas brutal für mich an. "Schröpfen" bezeichnet aber einfach eine gängige Methode in der Imkerei, um die Anzahl der Völker zu erhöhen, Winterverluste zu kompensieren oder auch dem Schwarmtrieb vorzubeugen.  Je nach Witterung kann ungefähr Anfang Mai mit dem Schröpfen starker Völker begonnen werden. Welche Aufgaben den Imker sonst zur Zeit beschäftigen, kann man hier nachlesen. Für mich steht jetzt erstmal die Bildung eines Ablegers an. Dafür besuche ich bei bestem Wetter meinen Imkerpaten Benjamin und wir schauen gemeinsam in seine Völker. Alles sieht gut aus, also entnehmen wir zwei Waben mit ausreichend verdeckelter Brut, welche wir samt ansitzenden Bienen in eine leere Beute umhängen und zwei Waben mit etwas Proviant in Form von Nektar und Pollen dazugeben. Dabei achten wir genau darauf, dass wir nicht Benjamins Königinnen in den Ableger umsiedeln. Beutendeckel drauf, Flugloch verschließen, Sicherungsgurt anlegen (damit beim Transport keine Bienen verloren gehen) und dann kann es los gehen in meinen Kleingarten. Da dieser mehrere Kilometer entfernt von Benjamins Bienenstand ist, fliegen die Bienen auch nicht zu ihrer alten Königin zurück. Sie orientieren sich schnell neu und kümmern sich darum, eine neue Königin heranzuziehen, die dann mein erstes Bienenvolk regieren soll. Auf Rat von Benjamin habe ich noch sicherheitshalber eine Futtertasche mit etwas Flüssigfutter in den hintersten Teil der Beute gehängt und nach einer Woche wieder nach dem rechten geschaut. Alles bestens!
Wie es weiter geht könnt ihr im nächsten Teil dieser Serie weiterverfolgen. Da werde ich Euch mehr zur Entwicklung meines Ablegervolkes berichten und hoffentlich eine fleißige Königin vorfinden!
Ein Video zum heutigen Eintrag findest Du hier