Der kleine Beutenkäfer

Viren, Bakterien, Pilze & Parasiten - Krankheiten der Honigbiene

Kleiner Beutenkäfer Larve

Nicht nur der Klimawandel, Monokulturen und Pestizide, sondern auch Schädlinge und Krankheiten machen der Gesundheit der emsigen Insekten zu schaffen. Gesunde, vitale Bienen sind jedoch ausschlaggebend für das Überleben des gesamten Volkes, dessen Effizienz bei der Bestäubung und der Nektarsuche. Viren, Bakterien, Pilze und andere Schädlinge schwächen nicht nur die einzelne Biene, sie fügen dem gesamten Organismus Bien, wie die Gesamtheit eines Bienenvolkes bezeichnet wird, einen großen Schaden zu. Daher ist es für den Imker wichtig, Krankheiten und deren Symptome rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zur Behandlung durchzuführen.

In der Serie “Bienenkrankheiten” wollen wir Dir häufige Bienenkrankheiten detailliert vorstellen, mögliche Ursachen für den Befall darstellen und Tipps für die Vorbeugung und Bekämpfung geben. Heute: der kleine Beutenkäfer. 

Der kleine Beutenkäfer kommt ursprünglich aus Afrika. Lange Zeit dachte man, dass er nur dort vorkommt, 1996 entdeckte man ihn jedoch in den USA. Von dort aus breitete er sich rasch aus - und das mit fatalen Folgen. Ist ein Bienenstock vom kleinen Beutenkäfer befallen, flüchtet oder stirbt das Volk. 

Droht den deutschen Imkern und ihren Bienenvölker nach der Varroa-Milbe eine weitere unaufhaltsame Plage?

Im September 2014 wurde in der italienischen Provinz Kalabrien, nahe dem Hafen von Gioia Tauro, der Befall des kleinen Beutenkäfers diagnostiziert. Der kleine Beutenkäfer Aethina tumida gehört zu den global gefährlichsten Bienenparasiten. In Windeseile kann er ein ganzes Bienenvolk vernichten. Insbesondere die Larven des Beutenkäfers richten einen enormen Schaden an, sie fressen den Honig, die Pollen und die Brut. Gleichzeitig werden die Waben zerstört und der Honig wird verdorben.  Hat der kleine Beutenkäfer erst einmal den Bienenstock befallen, ist er ähnlich wie bei der Varroa-Milbe, nicht mehr zu stoppen. Flucht und Absterben der Bienenvölker ist die tragische Konsequenz.
Ursprünglich stammt der kleine Beutenkäfer aus Afrika, südlich der Sahara. Bis zur Entdeckung in South Carolina in den USA im Jahre 1996 dachte man, dass sein Vorkommen auf Afrika beschränkt sei. Ein fataler Irrtum, mit einer enormen Geschwindigkeit breitete sich der kleine Beutenkäufer bis März 2003 auf 29 US-Staaten aus. Für die USA waren die Folgen verheerend. Neben einem erheblichen wirtschaftlichen Schaden und kam es auch zu einem drastischen Verlust der Bienenvölker. Seit diesem Zeitpunkt wurde der kleine Beutenkäfer auch in Kanada, Ägypten und Australien entdeckt. 
In Europa gibt es, neben dem aktuellen Fall in Italien, bisher nur einen bekannten Beutenkäferbefall. 2004 wurden in Portugal zwei Larven des kleinen Beutenkäfers gefunden. Eine weitere Verbreitung konnte damals jedoch aufgrund sofortiger Maßnahmen verhindert und der Vormarsch des kleinen Beutenkäfer gestoppt werden. 

Kleiner Beutenkäfer in der Brutwabe

Brutwabenbefall der Larven des kleinen Beutenkäfers

Müssen wir uns nun auch in Deutschland, aufgrund des erneuten Fundes in Europa, Sorgen um unsere Bienenvölker machen? 

Die möglichen Folgen für Deutschland wären enorm, denn die Bienenpopulation hat in den vergangenen Jahren rapide abgenommen. Aktuell sind über 100.000 Imker mit etwa 600.000 Völkern in Deutschland erfasst und registriert. Ein weiterer Rückgang der Bienenvölker, hätte nicht nur extreme wirtschaftliche, sondern auch unkalkulierbare Folgen für die Umwelt. 
Laut Dr. Marc Schäfer, der Leiter des Nationalen Referenzlabors für Bienenkrankheiten am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), besteht für Deutschland vorerst noch keine Gefahr. Trotzdem möchten wir euch ein paar sinnvolle Tipps geben, wie ihr eure Bienen und gleichzeitig euren Honig schützen könnt. Denn bisher ist auf europäischer Ebene noch keine chemische Methode zur Bekämpfung des kleinen Beutenkäfers erprobt und zugelassen. 
Die wichtigste Vorbeugung gegen einen Befall des kleinen Beutenkäfers ist ohne Zweifel Hygiene. Das gilt sowohl für den Bienenstand als auch für die Betriebsräume. Nur durch die Einhaltung der vorgeschriebenen Hygienestandards, kann ein Bienenvolk vor dem kleinen Beutenkäfer und anderen Gefahren geschützt werden. Achte deshalb darauf, Waben und Entdeckelungswachs zeitnah einzuschmelzen, um einen Befall des kleinen Beutenkäfer und seine Eiablage zu verhindern. Zudem ist es sehr wichtig, dass du deine Bienen ausschließlich über verlässliche Quellen und nur mit einer entsprechender Gesundheitsbescheinigung bezieht, denn die größte Gefahr geht von importieren Bienen aus. Des Weiteren solltest du Honigwaben im Idealfall noch am selben Tag schleudern oder bei Temperatur unter 10° lagern, so dass der Beutenkäfer keine Chance hat Schaden zu verursachen.
Da der kleine Beutenkäfer bisher nur wenigen bekannt ist, wäre es auch ratsam Kollegen und Kolleginnen zu informieren. Dadurch werden auch unwissende Imker auf den kleinen Beutenkäfer aufmerksam. 

Woran erkennt man, dass der Bienenstock von dem kleinen Beutenkäfer befallen ist? 

Bei der regelmäßigen Durchsicht Deiner Bienen sollten Dich einige Auffälligkeiten skeptisch machen. Wenn Du nach Deinen Bienen siehst, achte darauf, ob außen am Bienenstock verkrustete Kriechspuren sind. Diese könnten von den Wanderlarven stammen. Ein weiteres mögliches Indiz ist ein typisch faulriechender Geruch. Er entsteht durch den vergorenen Honig und dem Kot der Beutenkäferlarven.                                
Misstrauisch solltest du auch werden, wenn deine Honigwaben verschleimt sind oder du Fressgänge entdeckst. Das eindeutigste Indiz für den Befall des Beutenkäfers sind natürlich, Larven oder adulte Käfer im Bienenstock. In diesem Fall gilt seit August 2003 auf europäischer, wie nationaler Ebene Anzeigepflicht. Dazu sendest Du die Larve oder den Beutenkäfer in einem geschlossen Behälter an das zuständige Amt. Auf gar keinen Fall darf der Parasit jedoch noch lebendig sein, lege ihn zur Abtötung am besten über die Nacht in den Gefrierschrank. 

Bilder:

Header: Jeffrey W. Lotz, Florida Department of Agriculture and Consumer Services, Bugwood-org_Blog
Bild 1: Denis Anderson, CSIRO
Bild 2: James D. Ellis, University of Florida - © Bugwood.org - CC-BY-3.0-US